Friday, 4. May 2012, Elmau

Sehr geehrte Damen und Herren

Bereits zum siebten Mal findet der jüdische Kulturkongress Tarbut dieses Jahr statt – dazu möchte ich Sie, liebe Frau Dr. Salamander und Herr Prof. Brenner, herzlich beglückwünschen!

Es ist dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund eine Ehre, diesen Anlass, der inzwischen zu einer festen Institution des innerjüdischen Austausches geworden ist, auch in diesem Jahr zu unterstützen.

Meine Gattin und ich freuen uns schon seit Wochen darauf, an diesem beeindruckenden Tagungsort wiederum interessante Menschen zu treffen und spannenden Diskussionen beizuwohnen. Das Programm ist auch dieses Jahr äusserst verheissungsvoll, und dass es keinen Mangel an inspirierenden und auch kontroversen Themen gibt, wissen wir alle. Und auch dass der gesellschaftliche Aspekt in diesem, wie ich es gerne nenne, 5*Machane, nicht fehlt.

Dass sich die Organisatoren von Tarbut nicht scheuen, auch heisse Eisen anzufassen, ist in meinen Augen ein grosses Verdienst – und der bemerkenswerte Aufmarsch nach Elmau auch in diesem Jahr gibt ihnen Recht! Dass das Judentum nicht nur in den Geschichtsbüchern präsent ist, sondern leibt und lebt, davon kann man sich nirgends besser überzeugen als hier.

Die Einheit in der Vielfalt zu leben, ist für eine Minderheit wie uns Juden nicht immer einfach. Denn es ist eine Realität, dass die Ränder der Zugehörigkeit zunehmend unscharf werden. Integration und Globalisierung, Verweltlichung und Zeitgeist machen es nicht leichter, den konfessionellen und kulturellen Zusammenhalt zu bewahren.

Da tut es not, sich daran zu erinnern, dass die jüdische Identität nicht nur durch die Praxis der Religionsausübung definiert wird, sondern durch eine Vielzahl an unverrückbaren Faktoren wie Geschichte, Kultur, Herkunft, Tradition und bisweilen auch Emotion. Ein breites Meinungsspektrum zu politischen, gesellschaftlichen und anderen Fragen verwässert diese Identität nicht, sondern sie wird im Gegenteil gestärkt. Das Sein bestimmt das Bewusstsein! Unter den vielen Sentenzen, die Karl Marx hinterlassen hat, ist das mit Sicherheit eine der unbestrittensten.

Bei all den ungelösten Problemen, mit denen die jüdische Welt konfrontiert ist, gibt es auch immer wieder Grund zur Freude: Da ist die Tatsache, dass jüdische Persönlichkeiten sogar in der kleinen Schweiz heute aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Unterhaltung nicht mehr wegzudenken wären. Und da ist anderseits die ungeheure Lebendigkeit unserer Gemeinschaft, die unter anderem in der grossen Vielfalt der religiösen, wohltätigen, kulturellen oder sportlichen Organisationen zum Ausdruck kommt.

Das mag immer wieder auch Zersplitterung und Verzettelung der Kräfte bedeuten, nicht selten auch Kleinlichkeit und Unmut. Umgekehrt: Das Gegenteil der manchmal anstrengenden Vielfalt wäre die Einfalt, und die wäre doch nichts als langweilig!

In diesem Sinne freue ich mich auf ein mit Sicherheit kurzweiliges und bereicherndes Tarbut!

Besten Dank.

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