Der Antisemitismusbericht 2015 des SIG und der GRA verzeichnet einen Rückgang antisemitischer Vorfälle in der Deutschschweiz. Auch im Internet wurden im Vergleich zum Vorjahr weniger antijüdische Inhalte beobachtet. Die Hemmschwelle für Hetze im Netz bleibt aber tief. Im Schwerpunktbeitrag analysieren Nils Böckler und Andreas Zick vom Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung den Weg von der Hetze im Internet auf die Strasse.

Im Jahr 2015 registrierten der SIG und die GRA 16 antisemitische Vorfälle in der
Deutschschweiz. Im Vorjahr wurden 66 Vorfälle registriert. Antisemitische Inhalte im Internet
werden jeweils nicht gezählt. Der Rückgang bedeutet jedoch nicht, dass antisemitische
Einstellungen im Berichtsjahr weniger verbreitet waren als 2014. Im Berichtsjahr gab es keine
militärische Eskalation mit israelischer Beteiligung. Dies dürfte die Hauptursache für die
diesjährige niedrigere Zahl registrierter Vorfälle sein. Da viele Vorfälle nicht gemeldet werden, ist
die tatsächliche Anzahl von Vorfällen sehr wahrscheinlich höher.

Im Berichtsjahr wurden zwei antisemitisch motivierte körperliche Übergriffe registriert. Im Mai
griffen unbekannte Täter jüdische Fussballer tätlich an. Die jungen Fussballer wurden
antisemitisch beleidigt und geohrfeigt. Der zweite Fall ereignete sich ebenfalls in Zürich: Mehrere
Neonazis attackierten im Juli einen Mann, bedrängten, beschimpften und bespuckten ihn.
Darüber hinaus haben die Spannungen in Israel auch in der Schweiz zu einigen antisemitischen
Kommentaren im Internet geführt. Hierbei entstand keine Dynamik wie während des Gaza-Kriegs
2014, als Schweizer Juden massiv bedroht wurden. Die Hemmschwelle für antisemitische Hetze
im Internet bleibt aber tief.

Die Gewaltforscher Nils Böckler und Andreas Zick vom Bielefelder Institut für interdisziplinäre
Konflikt- und Gewaltforschung zeigen im Schwerpunktbeitrag des Berichts, dass Hetzer im Netz
nicht mit Konsequenzen für ihr Handeln rechnen. Gründe dafür sind die Anonymität, physische
Distanz und fehlende non-verbale Reaktionen – die Eigenschaften also, welche die Online-
Kommunikation charakterisieren. Das Internet ermöglicht deshalb einen „sanfteren Einstieg“ in
radikale und extremistische Lebenswelten, wie Böckler und Zick ausführen. Im Vergleich zu
Hassbotschaften im Internet ist die physische Gewalttat jedoch meist mit eindeutig höheren
Hemmschwellen verbunden. Zick und Böckler plädieren dafür, die strikte Trennung zwischen Onund
Offlinewelt aufzuheben. Das Internet gehöre längst zum Alltag der Menschen, schreiben die
beiden Wissenschaftler. Darauf müssten sich auch Prävention und Intervention einstellen.

Der vollständige Antisemitismusbericht ist zu finden unter www.antisemitismus.ch.

Für weitere Fragen:
Sabine Simkhovitch-Dreyfus
Vizepräsidentin des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG
T +41 (0)43 305 07 75

Dr. Ronnie Bernheim
Präsident GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
T +41 (0)79 662 66 50

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