Wednesday, 27. October 2010, Medienkonferenz der EJGK

Vor über 60 Jahren fand auf dem Seelisberg die internationale „Dringlichkeitskonferenz gegen Antisemitismus“ statt, welche das Verhältnis der evangelisch-reformierten und römischkatholischen Kirche zum Judentum grundlegend verändert hat. Die Konferenz von Seelisberg markierte den Anfang einer erfolgreichen Pionierphase in der Zusammenarbeit zwischen den Religionen. Sie bildete die Basis für ein friedliches Miteinander und für den jüdisch-christlichen Dialog.

Auf dieser Basis ist auch die Evangelisch-Jüdische Gesprächskommission zustande gekommen und gediehen. Seit nunmehr zwei Jahrzehnten gibt es diese Fachkommission des SEK und des SIG für die jüdisch-christlichen Beziehungen. Zu ihrem Auftrag gehört insbesondere die Suche nach konsensfähigen Grundlagen, auf denen SIG und SEK gemeinsam für eine Gesellschaft in Frieden und Gerechtigkeit einstehen können.

Seit ihrer Entstehung vor über 20 Jahren befasst sich die Kommission neben theologischen auch mit gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Themen, insbesondere auch mit fremdenfeindlichen und judenfeindlichen Phänomenen in Kirche und Gesellschaft. Unter anderem prägten Themen wie die Reaktion auf antisemitische Vorfälle, insbesondere während der Holocaustdebatte, die Auswirkungen des Nahostkonflikts auf die Schweizer Gesellschaft und die Schweizer Kirchen, aber auch das Schächtverbot ihre Arbeit. Die Kommission führt dabei einen regelmässigen, wichtigen Dialog mit den jeweiligen Präsidenten von SEK und SIG.

Mit der Durchführung eines Dies Judaicus in den Reformierten Landeskirchen hat die Kommission einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Judentums und zum Abbau von Vorurteilen geleistet. Die Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass leider nicht alle Kirchenvertreter die diesbezüglichen Empfehlungen von SEK und Kommission übernommen haben. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, muss deshalb wohl noch einiges getan werden.

Es freut mich ganz besonders, dass die langjährige Arbeit dieser Kommission durch die nun vorliegende „Gemeinsame Erklärung zum Dialog von Juden und evangelischen Christen in der Schweiz“ gekrönt wird. Es ist die erste Erklärung dieser Art. Sie untermauert das Vertrauen zwischen Juden und Christen, welches in den letzten Jahren stetig gewachsen ist.

Die Erklärung ist kurz gehalten und dennoch sehr tiefsinnig. Sie fasst die Gemeinsamkeiten beider Traditionen auf wenige zentrale Aspekte zusammen. Die Schrift, die Freiheit und die Verantwortung, welche die Freiheit einschliesst, werden aus der Optik beider Traditionen anschaulich dargelegt. Besonders lobenswert ist dabei die Tatsache, dass die Erklärung das Verbindende über das Trennende stellt.

Ich sehe diese Erklärung als wichtigen Beitrag an den Dialog zwischen Juden und Christen und auch als Pfeiler des gegenseitigen Respekts, indem Wissen über den Anderen vermittelt wird. Diese Kenntnisse sind auch für die Überwindung von Stereotypen bedeutungsvoll und äusserst wirksam.

Die in beiden Religionen verankerte Achtung des Anderen wird in der Erklärung besonders betont. Dabei liegen im Text entscheidende Wegweiser für uns alle: Jeder von uns hat die Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen und der Umwelt zu übernehmen, die Natur und ihre Geschöpfe zu achten, die Menschlichkeit jedes Menschen zu ehren und den Eigenen und den Fremden den gebührenden Respekt zu zollen. Damit erhält diese Erklärung auch in den aktuellen politischen Debatten besondere Bedeutung.

Mit dieser Erklärung wurde, wie damals in Seelisberg vor über 60 Jahren, ein Meilenstein im jüdisch-christlichen Verständnis gelegt.

Ich wünsche mir, dass die „Gemeinsame Erklärung zum Dialog von Juden und evangelischen Christen in der Schweiz“ in der Öffentlichkeit Verbreitung findet, zu Diskussionen anregt und neue Impulse für den Dialog aussenden wird. Ich danke all jenen, die in den letzten Jahren viel Geduld aufgebracht haben und zum Zustandekommen dieser wichtigen Erklärung beigetragen haben.

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